Kampf dem Analphabetismus - 8.9. 2010 - Welttag der Alphabetisierung in OÖ

Montag, 20. September 2010

Ziel ist kostenlose Grundbildung in OÖ auch für Erwachsene - darin sind sich EB-Forumsvoristzender Jungwirth und Bildungslandesrätin Hummer einig.Es gelte den Rahmen für eine Bund-Länder-Vereinbarung zu einem kostenlosen Modell der Grundbildung und dem Nachholen der Hauptschulexternistenprüfung zu schaffen, so beide unisono

Bereits im Vorjahr wurde gemeinsam vom Land Oberösterreich und dem
Erwachsenenbildungsforum Oberösterreich eine Kampagne zum Thema
Alphabetisierung unter dem Titel "Besser Wissen – Besser Leben" gestartet. Ziel
dieser Kampagne: eine breite Diskussion in der Bevölkerung und eine
Enttabuisierung dieses Themas. Begleitend dazu kam es mit dem Netzwerk Grundbildung zu einer Ausweitung der Standorte an denen Alphabetisierungskurse und Kursmaßnahmen angeboten.

Das Netzwerk Grundbildung = VHS, Bildungshaus Schloss Buchberg, LFI, Wifi, Bfi


70.000 Analphabeten in OÖ

Von 50-100.000 Bildungsfernen – so genannten funktionalen Analphabeten – spricht
die Statistik alleine in Oberösterreich. Bundesweit sollen es, je nach Studie, 300-
600.000 sein, in der BRD alleine 6-9 Millionen, in den Industrieländern weltweit
insgesamt etwa 200 Millionen. Als funktionale Analphabeten gelten jene Menschen,
die beim Lesen, Schreiben und Rechnen Schwierigkeiten haben. Den Einzelnen sei es
demnach zum Beispiel nicht möglich, einen medizinischen Beipackzettel zu lesen und
einem Kind seine Medizin vorschriftsmäßig zu verabreichen.

Hemmschwelle bei Tabuthema überwinden

Ein Erfahrungsbericht aus dem Bildungshaus Schloss Puchberg von Dir. Achleitner zeigt: Die Betroffenen stehen bei der Bewältigung ihres Alltags oft enorm unter Druck, fehlende Basisbildung ist für viele Menschen nach wie vor ein Tabuthema und die Hemmschwelle Angebote wahrzunehmen oft wie eine schwer überwindbare Mauer.
Eine breite, öffentliche Enttabuisierung des Themas wäre auf alle Fälle eine große
Hilfe

Die wirtschaftliche Dimension - Fachkräftemangel durch Grundbildung beheben

Geht es nach der Bildungsressortchefin des Landes und dem EB-Forum, ist OÖ gefordert das Bildungsniveau auch bei den Bildungsfernen zu heben. Nur auf diese Weise würde es das Bundesland schaffen den wirtschaftlichen Anforderungen der Zukunft gewachsen zu sein (nicht zuletzt bei dem wichtigen Punkt des Fachkräftemangels). Auf diese Weise können OÖ Arbeitskräftereserven im eigenen Land erschließen.

Gratis ist nicht umsonst

Wie wichtig kostenlose Grundbildung für die Betroffenen ist, zeigt eine Studie unter
den Bildungsfernen. Jeder Fünfte gibt als Bildungsbarriere sozio-demografische
Gründe wie Alter, Mobilität und Geld an. An zweiter Stelle folgt das fehlende
Interesse, auf Platz drei der Bildungsbarrieren rangieren berufliche Belastungen wie
Zeit und Müdigkeit.

Das Alfatelefon

Eine wichtige Anlaufstelle für Bildungsferne ist das so genannte Alfatelefon. Pro
Quartal gibt es etwa 180 Anfragen. Von 2008 auf 2009 verzeichnete das Alfatelefon
eine Steigerung um etwa 60%. Von den laufenden Anfragen kommen 85% aus
Oberösterreich.

Das Alfatelefon ist unter 0810 / 200810 erreichbar.

Weiterbildung am Vormarsch in OÖ - Zahlen und Fakten

- Fast eine Million Bildungsbegeisterte in Oberösterreich
- Mehr als tausend Bildungsveranstaltungen pro Woche
- Männer stehen auf Kunst und Kultur, Frauen auf Sport, Gesundheit und Ernährung
- Großteil der 16.000 Beschäftige frei- oder nebenberuflich tätig

Die Erhebung unter den zertifizierten Erwachsenenbildungseinrichtungen Oberösterreichs (EB-Einrichtungen, die das Erwachsenenbildungsqualitätssiegel – EBQ – tragen) ergibt, dass 953.000 Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher im Jahr 2009 an einer Bildungsveranstaltung teilgenommen haben (Mehrfachteilnahmen möglich).

Öffentliche klar vor den Privaten
Gut 864.000 davon in einer öffentlichen Bildungseinrichtung, etwas mehr als 88.000 in privaten. Bei den Veranstaltungskategorien hat im Kulturjahr 2009 das Thema „Kunst und Kultur“ die Nase vorne (120.000 Teilnehmer/innen), gefolgt von „Sport, Gesundheit und Ernährung“ (100.000) und „Beruf und Weiterbildung“ (70.000) an dritter Stelle.

Aktuell sind in Oberösterreichs Erwachsenenbildung etwas mehr als 16.000 Personen beschäftigt. Der Großteil ist Neben- oder Freiberuflich engagiert (10.000), gefolgt vom Ehrenamt (4.000), die Angestellten sind in der Minderheit (knapp 2.000). Rund 80% sind in öffentlichen Einrichtungen beschäftigt, knapp 20% in den privaten..
Beim Thema Infrastruktur ist interessant, dass von den knapp 2000 Räumlichkeiten, jede Zehnte auf EDV-Schulungsräume fällt. Bei privaten und öffentlichen EB-Einrichtungen stehen mehr als 1000 Betten für Übernachtungen zur Verfügung, bei einer hohen Auslastung von 140.000 Nächtigungen im letzten Jahr.

Hohe Dichte der Veranstaltungen – Kunst und Kultur sind Trumpf
Zur Dichte der Veranstaltungen ist zu sagen, dass Oberösterreichs zertifizierte EB-Einrichtungen knapp 53.000 Veranstaltungen durchführten, das sind mehr als tausend Veranstaltungen pro Woche.

Bemerkenswerte Information bringt die Untersuchung auch hinsichtlich Innovation zu Tage: Jede fünfte angebotene Veranstaltung war eine Produktneuheit. An erster Stelle waren hier ex aequo die Bereiche „Beruf und Weiterbildung“ sowie „Persönlichkeitsbildung und Lebensplanung“, gefolgt von „Sport, Gesundheit und Ernährung“ und „EDV, Informatik, Multimedia“.

Männer und Frauen unterschiedlich
Geschlechtsspezifisch gibt es überraschende Unterschiede: Männer sind 2009 hauptsächlich in Kunst- und Kulturveranstaltungen gegangen (65.000), gefolgt von Veranstaltungen zu den Themen „Beruf und Weiterbildung (36.000), Persönlichkeitsbildung und Lebensplanung (34.000) sowie Sport, Gesundheit und Ernährung (32.000 Teilnehmer). Ganz anders die Frauen, wo letztes Jahr der Bereich „Sport, Gesundheit und Ernährung“ Nummer eins war (66.000 Teilnehmerinnen). An zweiter Stelle folgt „Kunst und Kultur“ mit 53.000 vor Beruf und Weiterbildung (36.000) sowie knapp dahinter „Persönlichkeitsbildung und Lebensplanung“